Clever Energie sparen

Das Wort «Strommangellage» wurde zum Wort des Jahres 2022 gewählt. In der Tat war bis in den Januar hinein unklar, ob es in Europa im Winter 2022/23 jederzeit genügend Strom gibt. Der Bund sah in einem Massnahmenplan unter anderem Kontingente für Grossverbraucher vor. Um sich darauf vorzubereiten, arbeiteten das Beratungsunternehmen Deloitte und ISS Hand in Hand.

ISS analysierte den Stromverbrauch am Deloitte-Hauptsitz in Zürich.

Besteht während eines längeren Zeitraums ein Ungleichgewicht zwischen Energieangebot und Energieverbrauch, spricht man von einer Energiemangellage. Um Blackouts zu vermeiden, hatte der Bund schon im Herbst einen vierstufigen Massnahmenplan ausgearbeitet. Stromsparappelle, Einschränkungen von Beleuchtungen (z.B. Weihnachtsbeleuchtung, Beleuchten historischer Bauwerke), aber auch Stromkontingente für Grossverbraucher kamen in diesem Plan vor. Zuständig für Planung und Umsetzung ist die «Ostral», die Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen. Dazu gehören Energieversorgungsunternehmen, die für die Stromproduktion, das Übertragungsnetz und das Verteilnetz zuständig sind.

Stromkontingent vermeiden

Es bedarf keines gigantischen Stromverbrauchs, um als Grossverbraucher zu gelten. Bereits ab 100'000 Kilowattstunden pro Jahr gehört ein Unternehmen in diese Kategorie. Um diese Zahl mit Leben zu füllen: 100'000 KWh entsprechen ungefähr dem Verbrauch von 22 Einfamilienhäusern. 30'000 Unternehmen in der Schweiz sind sogenannte Grossverbraucher und wären deshalb von einer Kontingentierung betroffen gewesen, auch das Beratungsunternehmen Deloitte. Seit zehn Jahren ist ISS für das Facility Management inklusive Gebäudetechnik bei Deloitte in der Schweiz mit seinen mehr als 2’500 Mitarbeitenden zuständig. Dazu gehört auch der Bereich Energiemanagement.

Der Bundesrat legt in seiner Bewirtschaftungsverordnung vor, welche Strommenge Grossverbraucher einsparen müssen bzw. welches Stromkontingent ihnen im Falle einer akuten Mangellage zusteht. Dieses Stromkontingent wird auf Basis einer Referenzmenge berechnet, die grundsätzlich dem Vormonat des zu kontingentierenden Monats entspricht. Die Verordnung eröffnet den betroffenen Unternehmen aber auch die Chance, allfällige Kontingentierungen zu umgehen – dann nämlich, wenn sie schon eine genügende Menge an Strom vorgängig und nachweislich eingespart haben.

Interview

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Der Energieverbrauch wird durch regelmässiges Monitoring überprüft und bei Bedarf angepasst.

Kunden unterstützen, Energie einzusparen

Und hier kam ISS ins Spiel: ISS hat mit seinem Programm «Pre-Energy Shortage» ein System entwickelt, das Kundinnen und Kunden dabei unterstützt, ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Anhand einer detaillierten Analyse werden Szenarien berechnet und Massnahmen umgesetzt. Diese Massnahmen werden regelmässig überprüft und allenfalls angepasst. Mit dem BCM@ISS (Business Continuity Management) ist ein systematisches Vorgehen gewährleistet.

Am Deloitte-Hauptsitz mit seinen rund 960 Arbeitsplätzen in Zürich, analysierte ISS Energiemanager Marjan Smolka die Kälteerzeugung und -verteilung, die Beleuchtung, die Lüftungsanlagen sowie den Verbrauch von verschiedenen Elektrogeräten, namentlich Kaffeemaschinen, TV-Geräte, Monitore und Kühlschränke. «Wir haben sämtliche Anlagen nach den Kriterien für eine Kontingentierung analysiert», sagt Marjan Smolka. «Bei den Massnahmen wollten wir zonenweise Ausserbetriebnahmen vermeiden und auch auf flächendeckende Reduktionen verzichten, die den Arbeitsalltag erheblich einschränken würden». Entsprechend simpel wirken die Massnahmen auf den ersten Blick: Temperatur in den Büroräumlichkeiten leicht senken, Kühlung in den Serverräumen reduzieren, Licht dimmen, Heizschlangen von Kaffeemaschinen ausschalten, Schilder an den Lifttüren anbringen mit der Aufschrift «Please use the stairs».

Dank dem ISS «Pre-Energy Shortage» Programm liegt der Stromverbrauch um rund 10'000 kWh pro Monat tiefer.

Massnahmen werden weitergeführt

Die Massnahmen sind einfach, doch sehr zielführend: Um rund 10'000 kWh pro Monat konnte Deloitte den Stromverbrauch am Hauptsitz auf diese Weise reduzieren – genug, um von einer allfälligen Kontingentierung nicht betroffen zu sein. «Die Massnahmen waren ursprünglich nur temporär geplant», sagt Marjan Smolka, da mit Einbussen im Komfort des Arbeitsplatzes zu rechnen ist. Obwohl es im Winter 2022/23 keine Stromkontingente gab, hat sich Deloitte entschieden, die Massnahmen bis auf Widerruf beizubehalten. Damit setzt das Beratungsunternehmen ein klares Zeichen zum Thema Nachhaltigkeit.

Deloitte, ISS Schweiz

Personenprofile

In diesem Artikel erwähnt

ISS Energiemanager

Marjan Smolka

Marjan Smolka arbeitet als Energiemanager und Umweltkoordinator und betreut als Fachverantwortlicher ISS Kunden in der Ostschweiz. Der diplomierte Energiemanager bildet sich derzeit zum Master «Msc. Intelligente Energiesysteme» weiter. Marjan Smolka ist seit 2012 für ISS tätig.

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